Die Konjunkturflaute in China setzt den europäischen Autobauern zu. So haben in den vergangenen zwei Wochen mit Mercedes-Benz und BMW gleich zwei deutsche Luxusautohersteller ihre Gewinnprognosen für das laufende Jahr gesenkt. Beide haben auf die schleppende Nachfrage aus China verwiesen. «Das Wirtschaftswachstum in China hat wegen des schwächeren Konsums und des anhaltenden Abschwungs im Immobiliensektor weiter an Dynamik verloren. Dies hat sich auf das Verkaufsvolumen in China ausgewirkt, und zwar auch im obersten Preissegment», teilte Mercedes-Benz im Rahmen der Gewinnwarnung mit. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich die Nachfrage im laufenden Jahr nicht mehr erholen wird.
Auch BMW begründete die Reduktion der Jahresprognose mit der Zurückhaltung chinesischer Konsumentinnen und Konsumenten. Der Konzern erwartet allerdings, dass sich die Nachfrage im Schlussquartal erholen wird.
China ist der grösste Absatzmarkt für die Automobilbranche: Rund 30% der globalen Verkäufe – etwa 25 Millionen Fahrzeuge jährlich – entfallen gemäss dem Finanzdienstleister S&P Global auf die Volksrepublik.
Doch die Konsumflaute in China ist nur eine Ursache für die Schwierigkeiten der europäischen Autobauer. Denn insbesondere im Segment der Elektrofahrzeuge müssen sie sich zunehmend mit starker Konkurrenz aus dem asiatischen Raum messen. So verkauft der chinesische Elektroauto-Riese BYD seit Ende 2022 mehr Autos in China als der Wolfsburger Konzern Volkswagen, der die Spitzenposition lange innehatte. Entsprechend ist auch der Marktanteil von Volkswagen geschrumpft, von 19.3% im Jahr 2020 auf aktuell 14.5%, berichtet Reuters. Angesichts des widrigen Marktumfelds hat Volkswagen umfangreiche Sparmassnahmen angekündigt und erwägt erstmals in der Unternehmensgeschichte auch die Schliessung von Werken in Deutschland.
Die Probleme spiegeln sich in der Kursentwicklung der Autohersteller. So hat der Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts Index seit Jahresbeginn rund 2.2% eingebüsst (Gesamtrendite inkl. Dividende), während der Gesamtmarkt (Stoxx Europe 600 Index) im gleichen Zeitraum mehr als 13% zugelegt hat.
Noch schwächer schneiden die einzelnen Aktien ab: Die Titel von Volkswagen haben seit Jahresbeginn 8.4% verloren, während die BMW-Aktien gar 17% eingebüsst haben. Besser haben sich die Werte von Mercedes-Benz geschlagen (-0.6%).
In den vergangenen Tagen haben sich die Börsenkurse der drei Automobilkonzerne leicht erholt. Der Auslöser dürfte auch diesmal in China liegen: Die chinesische Zentralbank hat diese Woche ein Konjunkturprogramm beschlossen, das unter anderem Zinssenkungen vorsieht, um die Wirtschaft anzukurbeln. Ob Europas Autohersteller tatsächlich davon profitieren können, wird sich weisen.
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